…Alltag geworden

26. Februar 2011

…auf dem Weg nach Wien

28. Juli 2010

Die preiswerteste und bequemste Möglichkeit um von Berlin nach Wien zukommen ist wohl der EuroCity. Innerhalb von 10h kommt man ohne Umsteigen ans Ziel. Besagter EuroCity verbindet die schönsten Städte Mitteleuropas. Das Berlin schön ist, habe ich in meiner bisherigen Zeit in Berlin schon lernen dürfen. Es ist zwar auf eine raue Art schön, aber es ist auf jeden Fall schön. Von da geht es nach Dresden. Elbflorenz, Perle an der Elbe, Barockstadt, Heimat der Brücke, kurz die schönste Stadt an der Strecke. Anschließend fährt der Zug durch Prag, eine weitere facettenreiche Schönheit um schließlich Wien die Stadt des Walzers, des Kaffeehauses und der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie zu erreichen.

Ein Reisebericht:

8:43 Uhr

Ich stehe leicht panisch am Bahnhof Südkreuz. Eigentlich sollte der Zug jetzt abfahren, aber er ist zum Glück noch nicht da. Ich warte auf meine Mitbewohnerin, die mit der nächsten S-Bahn kommt um mir nachzutragen was ich vergessen habe. Hoffentlich kommt sie vor meinem Zug an. Ich drücke beide Daumen. Da ist sie. Ich bekomme mein vergessenes Computerkabel und sie eine Umarmung. Da fährt auch schon der Zug ein und ich mache mich auf den Weg. Zehn Stunden werde ich nun in diesem Zug verbringen. Es ist kein ICE, der Zug hat Fenster die man öffnen kann und die Temperaturen sind heute auch nicht so hoch. Also sollte alles gut gehen.

11:00 Uhr

Wir fahren durch Dresden. Viel ist nicht zusehen, die bekannten Bauten wie Zwinger, Frauenkirche oder Schloss sind nicht auszumachen. Naja, da haben die Städteplaner etwas richtig gemacht und die Eisenbahntrasse nicht quer durch die Innenstadt gelegt. Sonst sind die Dresdner Städteplaner ja nicht für Zurückhaltung und Rücksicht gegenüber der Landschaft bekannt. Siehe Waldschlößchenbrücke. Die Mitfahrenden verändern sich, sie werden jünger und vielsprachiger. Mehr Rucksäcke, weniger Laptoptaschen und Aktenkoffer.

11:30 Uhr

Der Zug fährt gemächlich durch die Sächsische Schweiz. Immer entlang der Elbe mit schönem Blick auf die Landschaft auf der anderen Elbseite. Ich werde nostalgisch. Wie viele Wochen meiner Kindheit habe ich in den vorbeiziehenden Orten verbracht. Ich kenne sie alle, Rathen, Königsstein, Wehlen, Bad Schandau und die Anderen. Im vorbeifahren sehe ich bekannte Straßenzüge, Kirchen, Felsen und Cafés. Wie oft war ich hier auf Kinderfreizeiten und Klassenfahrt oder zum Wochenendwandern mit Oma oder Eltern. In jedem zweiten Café, dass ich erblicke habe ich schonmal ein Eis gegessen. Die Landschaft ist voller Erinnerungen. Wir nähern uns immer mehr der Tschechischen Grenze.

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…Literatur

28. Juli 2010

Am Sonntag war ich beim Love-Tag des Literaturfestivals im Heimathafen Neukölln. Dort gibt es diese Woche jeden Tag ab Nachmittags Lesungen. Jeder Tag hat ein bestimmtes Thema. So war der Sonntag eben der Love-Tag. Zu erst las aus ihrem Buch Glücksmuscheln. Ein Jugendroman über die Schwärmerei einer 17 Jährigen für einen 34 Jährigen. Interessant, aber irgendwie passte weder ich noch die anderen Zuhörer in die Zielgruppe. Nett war es trotzdem.

Anschließend gab es eine grandiose Lesung von Liebesbriefen, von bekannten und unbekannten Liebenden. Erich Maria Remarque, Marlene Dietrich, Willi und Marcel kamen zu Wort. Das ganze trug den Titel „Danke für das Geschickte“ und war einfach herrlich. Florian Lukas und Britta Steffenhagen warfen sich gegenseitig die Bälle zu, und wechselten sich mit den verschiedenen Briefen ab. Das Publikum schwankte zwischen lautem Lachen und mitfühlenden Seufzern. Der Höhepunkt des Abends.
Bei der dritten Lesung drehte es sich dem Titel nach um Flusspferde. Es sollte aus dem Buch „Die Schwerelosigkeit der Flusspferde“ gelesen werden. Ich war erst etwas skeptisch doch dann entpuppte sich der Autor als hervorragender Vorleser, der aus seinem pointenreichen Buch sehr humorvoll vorlas.
Von der letzten Lesung war ich enttäuscht.Toni Mahoni las „Gebratene Störche“. Die ausgewählte Passage wich recht stark vom Thema des Abends ab, die Witze waren oft zu platt und es gab viel weniger Lacher als bei den beiden vorrangegangenen Lesungen. Phasenweise war mir regelrecht langweilig. Bei den anschließend vom Autor vorgetragenen Liedern wurde es etwas besser. Aber den Teil des Abends hätte ich mir auch sparen können. Insgesamt war es aber ein sehr schöner Nachmittag und Abend. Der Saalbau Neukölln bot eine schöne Atmosphäre für Lesungen im Garten, Saal und Studio. Die Texte waren interessant, lustig und abwechslungreich. Ich kann das Literaturfestival also nur empfehlen. In den nächsten Tagen stehen noch einige interessante Themenschwerpunkte auf dem Programm.


…nicht Dresden

25. Juli 2010

Neulich war ich in Dresden und dabei wurde mir mal wieder bewusst, was Berlin von vielen anderen Städten unterscheidet. Berlin ist eine Metropole. In Dresden gibt es ein klar definiertes Zentrum. Man kann alle wichtigen Sehenswürdigkeiten bei einem etwa einstündigen Spaziergang sehen. In Berlin ist das utopisch. Selbst wenn man nicht zu Fuß unterwegs ist, schafft man es nicht in einer Stunde alle Hauptattraktionen Berlins zusehen. Ku-Damm, Museumsinsel, Alexanderplatz, Friedrichstraße, Brandenburger Tor, Regierungsviertel es gibt einfach zuviele Sehenswürdigkeiten und sie sind zu weit verstreut. Außerdem hat Berlin auch kein historisches Zentrum. In Dresden reihen sich in der Altstadt verschiedenen Barockbauten aneinander, in Berlin ist man froh wenn man mal im Areal der Museumsinsel wenigstens ein paar alte Gebäude auf einem Haufen hat. Außerdem hat Dresden ein ordentliches Museum für Moderne Kunst, das Albertinum. Neulich wiedereröffnet spannt es einen Bogen von der Romantik bis zur Gegenwart. Das gibt es in Berlin einfach nicht. Zwar gibt es den Hamburger Bahnhof und die Berlinische Galerie, die Moderne Kunst zeigen, aber beide können nicht den Anspruch erfüllen eine umfassende Sammlung für Moderne Kunst zu sein. Dieser Mangel stört, in einer kulturellen Stadt wie Berlin. Andererseits ist Dresden provinziell, und das kann man Berlin nun wirklich nicht vorwerfen. Wer in Dresden wohnt ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch dort geboren. Viele Dresdner schauen mit Skepsis auf die große weite Welt (z.B. Berlin) und verlassen Dresden lieber nur zum Urlaub. Am Wochenende trifft sich jeder unter 35 in der Neustadt, denn eine andere Möglichkeit zum weggehen gibt es einfach nicht. Nichts gegen die Neustadt, sie gehört mit Veranstaltungen wie der Bunten Republik Neustadt zu den lebendigsten Teilen Dresdens, aber  da sie der einzige Szenestadtteil ist, läuft man dort eben jedem über den Weg, ob man will oder nicht.

Dresden ist schön, aber ich bin froh wieder in Berlin zu sein.


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…ein alter Junkie

24. Juli 2010

Gerade bin ich über das Lied „Berlin“ von Westernhagen gestolpert. Mein Gott ist das trashig:


mysteriös

16. Juli 2010

Ich steige aus der S-Bahn aus, und laufe nach Hause. Es ist 00:30Uhr. Die Straße ist mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Mehrere Polizeiautos und dazugehörige Polizisten sind zusehen. Sonst nichts. Kein Unfall, keine Menschenansammlung, kein eingeschlagenes Fenster. Nichst Ungewöhnliches oder Auffälliges. Nur zwei Streifenwagen, ein Kleinbus der Polizei, Flatterband und 5-10 dazugehörige Uniformierte. Direkt vor meiner Haustür. Das Flatterband ist so gespannt, das nur ein wenige Meter langer Abschnitt der Straße abgetrennt ist. Von der Hausecke zur Hauptstraße, bis einige Meter in meine Seitenstraße hinein. Innerhalb dieses Bereichs befinden sich nur einige geparkte Autos, die Auffahrt zu einer S-Bahn Baustelle, und meine Haustür. Es gibt keine Möglichkeit zu meiner Haustür zu gelangen, ohne unter dem Flatterband durch zu tauchen. Da ich annehme, dass es den herumstehenden Beamten nicht sehr gefallen würde, wenn ich das einfach mache, spreche ich einen an. Ich erkläre ihm dass ich dort wohne und gerne nach Hause gehen würde. Er fragt kurz nach und begleitet mich dann zur Haustür. Dabei wird er von seinem Kollegen oder Vorgesetzten darauf hingewiesen, er solle mit mir nicht auf der Straße sondern auf dem Fußweg laufen. Ein komischer Hinweis, da die Straße ja gesperrt ist. Ich bin insgesamt ziemlich irritiert und steige die Treppen zu meiner Wohnung hinauf.

(0:45)

Nun sitze ich auf dem Balkon, versuche einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen und schreibe an diesem Blogeintrag. Momentan gibt es nicht viel zusehen. Es ist ein weiterer Streifenwagen und ein weiterer Kleinbus aufgetaucht. Außerdem sehe ich nun auch einen Fotographen und einen Kameramann. Aber bisher noch immer keinen Grund warum sie alle hier sind. Direkt vor meinem Haus, mitten in der Nacht.

Ich kann nur wild spekulieren, was sie hier her führt. Schwarzarbeiter auf der Baustelle? Ne, da ist grad niemand. Ein Drogenhändlerring? Ne, dafür ist das hier die falsche Gegend. Eine Terrorzelle in meinem Haus? Ne, dann hätten sie mich nicht so einfach reingehen lassen. Ich habe keine wirklich sinnvolle Idee, was sie hier wollen. Aber sie scheinen auf etwas zuwarten. Auf die letze S-Bahn und somit die Unterbrechung des Zugverkehrs? Auf eine Horde Hooligans? Auf eine Zombieinvasion? Auf die Landung von Außerirdischen? Wie gesagt, mein Schatz an guten Ideen hält sich in Grenzen.Ich kann nur beobachten und abwarten.

(1:00)

Mittlerweile ist noch ein weiterer Kleinbus eingetroffen. Er ist nicht als polizeifarben und sein Kennzeichen beginnt mit den Buchstaben B:KA. Heißt dass er ist vom Bundeskriminalamt? Keine Ahnung, aber jetzt sind auch einige Männer ohne Uniform sichtbar, die zum Teil Einweghandschuhe tragen. Außerdem riecht es ein bisschen wie am Morgen nach Silvester, nach Feuerwerk. Aber vielleicht bilde ich mir das auch ein. Langsam würd ich schon gern wissen, was hier los ist.

(1:20)

Es blitzt ein paarmal, der Photograph macht Bilder, wovon kann ich nicht sehen. Ich kann nur einen Teil des abgesperrten Bereichs einsehen. Die nicht-Uniformierten, aber Behandschuhten, packten braune Papertüten in ihren Waagen. Anschließend streifen sie ihre handschuhe ab und rauchen eine Zigarette. Einige der Uniformierten verabschieden sich. Das Flatterband wird entfernt.

(1:30)

Vier Autos tauchen auf, aus deinen weitere Personen in zivil aussteigen und sich mit den bereits Anwesenden besprechen. Dann kann ich sie nicht mehr sehen. Sind sie in die Bank im Erdgeschoss des Eckhauses gegangen, oder nur hinter der Ecke verschwunden?

(1:40)

Drei der vier Autos sind wieder abgefahren. Jetzt ist nur noch ein Auto und ein Kleinbus da. Beide nicht polizeifarben. Sie stehen auch nicht mehr quer auf der Straße sondern ordentlich geparkt am Straßenrand. Immer noch ist mir unklar, was hier eigentlich los war/ist. Es war bisher nichts zusehen, außer das Kommen und Gehen vom Beamten und Flatterband.

(2:00)

Alle Fahrzeuge sind weg. Dieser Polizeieinsatz scheint zu Ende zusein, bevor ich raus bekomme, warum er eigentlich stattfand. Da werde ich wohl morgen mal die Pressemitteilungen der Polizei und die Zeitungen studieren. Auch mein Zimmer ist mittlerweile so weit abgekühlt, dass ich zu Bett gehen kann.

Nadann gute Nacht.

Edit: Nächster Tag 16 Uhr.

Heute ließ sich an Hand von Zeitungsberichten und einer Pressemitteilung der Polizei klären was los war. Die polizeiliche Aktivität die ich gesehen hatte, diente der Spurensicherung, da es auf der Straße einigen Stunden vorher zu einer Messerstecherei gekommen war, die den Angegriffenen ins Krankenhaus beförderte. Die BZ vermutet es könnte sich um einen Streit im Rockermilieu handeln. Naja wer weiß, was da dran ist. Sowas hatte ich nun wirklich nicht vermutet. Kurzzeitig stelle ich mir die Frage, ob ich mich jetzt hier in der Gegend fürchten solle. Ich entscheide mich dagegen. Anscheinend handelte es sich um einen Streit unter ganz bestimmten Leuten, und nicht um einen Angriff auf Passanten. Außerdem ist dies das erste Mal, dass hier so was passiert, seit ich hier wohne. Ich weigere mich also die Gegend gefährlicher als vorher einzuschätzen.


… Fußball verrückt

10. Juli 2010

Ich schaue gerade nicht Fußball. Trotzdem kann ich problemlos sagen, wieviele Tore Deutschland bisher geschossen hat nämlich zwei. Das lässt sich ganz leicht an dem lauten Vuvuzela-Getröte, den Böllern und dem Geschrei der Nachbarschaft ablesen. Nur die Gegentore bekommt man so nicht kommuniziert, aber das übernimmt mein Mitbewohner. Na mal sehen wieviele Tore ich noch höre.


… deprimiert

8. Juli 2010

Das Spiel gegen Spanien ist vorbei. Es war kein schönes Spiel. Es war frustrierend. Nach dem Abpfiff herrschte in der Arena Berlin, wo ich zum Public Viewing war, betretenes Schweigen. Viele saßen einfach nur da und starten auf den Bildschirm. Es war ruhig, zu ruhig. Auch jetzt liegt eine merkwürdige Ruhe über Berlin. Keine Vuvuzelas, keine betrunkenen Schlaaaaand Rufe auf der Straße. Einfach nur Ernüchterung.

Ob wohl morgen die Fahnen alle wieder weg sind? Oder erst nach dem Spiel um Platz drei?


… nach zehn nicht mehr erwünscht

5. Juli 2010

Vor einiger Zeit war ich auf dem Tempelhofer Feld (ehemaliger Flughafen Tempelhof) mit einigen Freunden grillen. Es war ein schöner Abend, das Essen schmeckte, die Sonne ging unter, die Unterhaltungen waren spannend. Irgendwann war die Sonne dann ganz weg und wir holten ein paar Teelichter raus. Es war richtig romantisch. Sterne, ein weites Feld und ein laues Lüftchen. Da waren wir also, zehn junge Leute auf einer Wiese. Nicht betrunken, nicht bekifft, nicht laut, also völlig harmlos. Zumindest dachten wir das.

Der Mitarbeiter der zuständigen Sicherheitsfirma sah das aber Anders. Er kam  mit Taschenlampe auf uns zu und sein erster Satz war „Das Gelände ist seit einer halben Stunde geschlossen, eure Anwesenheit hier ist Hausfriedensbruch. Verlasst das Gelände sofort oder ich werde die Polizei rufen.“ Wir fühlten uns vor den Kopf gestoßen. Ja, wir wussten, das das Tempelhoferfeld offiziell nur bis 22 Uhr geöffnet ist. Wir waren also darauf gefasst irgendwann zum gehen aufgefordert zu werden. Aber in diesem Ton? Mit sofortiger Drohung? Ohne, dass man uns überhaupt Gelegenheit gab im Guten zu gehen? Nein, das hatten wir nicht erwartet. Auf Grund seiner Drohung fragten wir etwas irritiert nach, wem denn das Gelände gehöre, und wer hier den Hausrecht hätte. Er meinte, das Gelände gehöre der Firma GrünBerlin GmbH und die hätten den Sicherheitsdienst beauftragt. Auf unsere Anmerkung, dass das Gelände wohl kaum der Firma GrünBerlin gehöre sondern dem Land Berlin, meinte er: „Doch das Gelände ist GrünBerlin überlassen worden.“ Diese Äußerung fanden wir dann doch ziemlich befremdlich, aber wir sparten uns die weitere Debatte mit ihm, da er offenbar keine Ahnung von den größeren Zusammenhängen hatte. Wir standen also auf und begannen unsere Sachen zusammen zu suchen. Das gestaltete sich etwas schwierig da wir im dunkeln unsere Grillutensilien, Frisbees, Drachen, Flaschen und Fahrräder nicht sofort finden und der richtigen Person zu ordnen, konnten. Während wir dabei waren unsere Habseligkeiten einzupacken und unseren Müll einzusammeln, ging er weiter um die nächste Gruppe anzuschnauzen. Wenige Minuten später, als wir schon fast fertig waren, tauchte er wieder auf, diesmal im Auto und mit seinem Kollegen. Er fuhr mit gleißenden Scheinwerfern, über die Wiese auf uns zu und kam erst kurz vor unserer Gruppe zum stehen. Aus dem Auto heraus begann er uns zu beschimpfen, wir konnten zwar die Hälfte seiner Äußerungen nicht verstehen, aber beleidigt waren wir trotzdem. Wir versuchten ihm ruhig zu erklären, dass  wir ja schon fast weg waren, und nur noch unseren Müll aufsammelten. Das interessierte ihn aber nicht, statt uns etwas Zeit zu lassen, beschimpfte er uns lieber als Kelly Family. Wie er darauf kam wussten wir zwar nicht, aber trotzdem waren wir von seiner Art sehr irritiert. Wir entschlossen uns dann aber uns von ihm nicht den ansonsten schönen Abend versauen zu lassen, packten unsere Sachen und gingen ohne auf seine Provokationen einzugehen. Den ganzen Weg zum Ausgang folgte er uns mit seinem Auto und machte weiterhin merkwürdige Bemerkungen aus dem offenen Fenster heraus. Wir schenkten ihm keine weitere Beachtung und setzten den Abend an anderer Stelle fort. Im Gedächtnis bleiben wird er uns trotzdem.

Eigentlich wollte ich mich über diesen Typen nicht nochmals aufregen, aber mittlerweile befürchte ich, dass sein Verhalten in einem größeren Zusammenhang steht. Drehtore an den Eingängen, unfreundliche Sicherheitskräfte und die anderen von GrünBerlin gemanagten Bezahlparks lassen nicht gerade gutes für die Zukunft des Tempelhofer Feldes vermuten. Ich fürchte, bald werden sich die Drehtore nicht mehr einfach so drehen, sondern erst nach Einwurf von ein paar Münzen und nach den „Öffnungszeiten“ muss man sich dann erst recht von Sicherheitsleuten schikanieren lassen. Da wäre mir Tempelhof für alle viel lieber.


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…gespannt

30. Juni 2010

(14:40)

Heute wird im Bundestag durch die Bundesversammlung ein neuer Bundespräsident gewählt (wow das sind viele Bundes- in einem Satz). Ich habe mir dabei nicht viel Aufregendes erwartet. Vorgeschlagen sind Christian Wulff durch CDU/CSU-FDP, Joachim Gauck durch SPD-Grüne und Luc Jochimsen durch die Linke. Die schwarz-gelbe Koalition hat eine Mehrheit von 23 Stimmen und nur wenige hatten angekündigt, nicht für Wulff zustimmen. Nun ist es aber anders gekommen. Wulff ist im ersten Wahlgang gescheiter, und nicht nur knapp, sondern ihm fehlten 23 Stimmen. Er erhielt nur 600 Stimmen, also haben 44 Wahlmänner oder Wahlfrauen aus dem CDU/CSU-FDP Lager nicht für ihn gestimmt. Das sind viel mehr als gemeinhin erwartet wurde und könnte die Koalition in eine Krise führen. Nun ist die Sitzung bis 15:15Uhr unterbrochen und dann findet der zweite Wahlgang statt.

Anschauen kann man sich das ganze auf der Seite des Bundestages (unkommentiert), oder bei der ARD (kommentiert und moderiert)

(15:20)

Der zweite Wahlgang hat begonnen. Alle Kandidaten treten erneut an. Nun wird sich zeigen, ob die Abweichler aus CDU/CSU und FDP der Regierung nur einen kleinen Denkzettel verpassen wollten, oder ob sie wirklich lieber Gauck als Bundespräsidenten hätten. Im zweiten Wahlgang wird wie im Ersten eine absolute Mehrheit benötigt. Sollte diese wieder nicht erreicht werden, wird es zu einem dritten Wahlgang kommen, in dem nur eine relative Mehrheit benötigt wird. In etwa einer Stunde wird die Abgabe der Stimmen beendet sein und die erneute Auszählung beginnt.
Ich bin ja wirklich gespannt, ob es zu einem dritten Wahlgang kommt. In den letzten Wochen hatte sich ja eine nie dagegewesene Anteilnahme der Bevölkerung an der Bundespräsidentenwahl entwickelt. Vor allem im Internet stieß die Wahl auf große Resonanz. Selbst als nur Spekulationen über mögliche Kandidaten bekannt waren gründeten sich Gruppen wie „Zensursula – Not My President!“ gegen eine mögliche Kandidatur von Ursula von der Leyen und später als Gauck als Kandidat bekannt wurde entstanden verschiedenen Initiativen, die seine Kandidatur unterstützten. So zum Beispiel „Gauck for President“ und „Pro Gauck“. Heute wird sich also zeigen, ob diese Stimmen gehörgefunden haben.

(17:10)

Wow! Jetzt gibt es sogar einen dritten Wahlgang! Die wildesten Gerüchte kursieren, wird es noch einen neuen Kandidaten der Linken geben? Zieht Jochimsen zurück? Stimmt die Linke für Gacuk oder lässt sie zu das Wulff Bundespräsident wird? Alles ist offen und die Bundesversammlung macht erstmal eine Stunde lang Pause.


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